Ich treffe das erste Mal einen Europäer!

Das sagte einer von den ungefähr 400 Österreichern und Österreicherinnen, die ich in diesem Sommer per Stadtrundfahrt mit jeweils zwei Ausstiegen durch Potsdam geführt habe. Naja, eigentlich bin ich ja eine Europäerin, aber wenn es um so wichtige Dinge geht, bin ich nicht empfindlich…

Wir sprachen miteinander am Schloß Sanssouci: Über Friedrich den Großen, über die Kriegsschäden des 2. Weltkrieges, über den Kalten Krieg, die Wiedervereinigung Deutschlands, meine und die Erfahrungen meiner Gäste. Locker im Ton, mitunter sogar recht frotzelnd und frech in beide Richtungen, dabei immer sehr interessiert und ernsthaft bei der Sache.

Wissen Sie eigentlich, warum wir heute so offen miteinander umgehen können? Das hatte ich in die große Runde gefragt. Weshalb wir über so umstrittene geschichtliche Ereignisse so locker und freundlich reden können?

Da gucken sie alle erwartungsvoll, diese wunderbaren, aufmerksamen und exzentrischen Nachbarn: Weil wir in einem vereinten Europa leben und dies seit Jahrzehnten üben. Sag ich. Schweigen, ich würde sagen: verblüfftes. Und dann sagt ein Mann, der bisher gar nichts gesagt hat: Ich treffe das erste Mal einen Europäer! Na, das wird doch Zeit, oder?