„Villa Wunderkind“ – ein Haus mit Geschichte

Weil hier anläßlich seines Geburtstages die Rede von Wolfgang Joop war, bietet sich die Gelegenheit, etwas zur Geschichte des Hauses aufzuschreiben, welches er bewohnt:

Seit 1911 gehörte das Grundstück mit dem Rohbau eines Hauses am Heiligen See Wanda Metz, der Frau des Amtsgerichtsrates Dr. Otto Metz, die 1913 in einem Brief sehr klar formulierte, daß ihr zukünftiges Haus mit dem auf der anderen Seeseite liegenden Marmorpalais im Neuen Garten harmonieren sollte; der Architekt war Paul Renner. Die “Weiße Villa”, wie das Haus auch heute noch oft genannt wird, ging dann in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts in den Besitz der Familie Kameke über; Karl Otto von Kameke war Senatspräsident am preußischen Oberverwaltungsgericht. Sein Sohn, Ernst-Ulrich von Kameke wurde ein bekannter Kirchenmusiker und Organist, er spielte auch das Glockenspiel der Garnisonkirche in Potsdam.

Seit dieser Zeit auch als “Villa Kameke” bekannt, war das Haus von Ende 1943 an Wohnsitz von Ulrich von Hassell, der hier bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo am 28. Juli 1944 lebte. Ulrich von Hassell gehörte mit zum Verschwörerkreis des gescheiterten Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944.

Ab Ende der 50er Jahre beherbergte das Haus die “BRIXMIS”, die “British Commanders’-in-Chief Mission to the Soviet Forces in Germany”. Die Existenz der Militärverbindungsmissionen war im Vertrag der Potsdamer Konferenz im Sommer 1945 festgelegt worden; die Briten hatten ihre Mission in Potsdam bis 1958 in der Nähe des Kaiserbahnhofes. Nachdem es dort im Juli 1958 einen Angriff einer Menschenmenge auf die BRIXMIS gegeben hatte und die Sowjets den Briten deswegen Entschädigung zahlen mußten, zog die Mission in die Berliner Vorstadt um.

Über dem Haus wehte weithin sichtbar der Union Jack; auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand ein kleines grünes Holzhäuschen, in dem ein Volkspolizist der DDR Tag und Nacht aufpaßte, daß es nicht zu unerwünschten und für DDR-Bürger verbotenen Kontakten mit dem Missionspersonal kam.

Dennoch haben die Briten, die im Garten hinter dem Zaun im Sommer oft Badminton spielten, uns Kindern, die wir mit unseren Badesachen in Richtung Neuer Garten vorbeizogen, vorsichtig zugewinkt. Und manchmal, wenn der Polizist gerade auf der Straße mit dem Rücken zu uns stand und eine Zigarette rauchte, haben wir auch zurückgewunken…

Am Vorabend des 3. Oktober 1990 endete die Mission der BRIXMIS in Potsdam, und das mitunter auch tragisch endende Katz-und-Maus-Spiel mit den Russen und der Stasi wurde Teil der Potsdamer Geschichte.