Dann treffen wir uns morgen um eins auf dem neuen Markt.

Sagt’s und legt auf. Mhm. Meint sie jetzt den neuen oder Neuen Markt?

Seit Anfang Mai diesen Jahres muß man sehr präzise sein, wenn man sich an einem Sonnabend auf dem – siehe oben – Markt verabredet. Es kommen nämlich zwei Plätze in Frage: Der Neue Markt, vielleicht der schönste Platz der Stadt, hinter dem Filmmuseum, oder der neue Markt, der immer am Sonnabend auf dem Platz vor dem Nauener Tor die Potsdamer von neun bis sechszehn (!) Uhr mit frischem Obst und Gemüse und vielen Spezialitäten versorgt.

Die Verständigung wird zusätzlich dadurch erschwert, daß der Platz vor dem Nauener Tor keinen eigenen Namen trägt. Die Friedrich-Ebert-Straße weitet sich hier einfach, bevor sie durch das Nauener Tor nach Norden aus der Stadt führt.

Es gibt Potsdamer, die zu diesem Platz Piazza sagen, was wohl ihre Sehnsucht nach einem italienischen Lebensgefühl beschreibt, während sie in den drei Cafés, der Bar oder den beiden italienischen Restaurants dort in der Sonne sitzen. Denn an der architektonischen Kulisse für dieses Dolce vita kann es nicht liegen: Man ist umgeben von roten Hollandhäusern, Barock und Gründerzeit, das ganze gekrönt vom neogotischen Nauener Tor in vornehmem Grau – kein Italien weit und breit.

Also rufe ich zurück: Entschuldige bitte, aber wo genau treffen wir uns?

Meine Kollegin lacht: Na, ich brauche auch noch Erdbeeren für den Kuchen – alles klar?