Hinrichtung auf dem Neuen Markt

Ich erzähle meinen Gästen auf dem Neuen Markt immer, daß der Platz Glück gehabt habe, weil ein Bombentreffer nur eines der Häuser zerstört hatte. Aber daß es dennoch erstaunlich ist, dieses Gebäudeensemble heute so vollständig bewundern zu können, weil der Neue Markt mehr schlecht als recht durch die DDR-Zeit gekommen ist. Alles war so heruntergekommen, daß die DEFA hier z.B. historische Aufnahmen für Filme machen konnte, die nun wirklich keine Hochglanzfassaden vertragen hätten.

Die beiden Fotos hier illustrieren, was ich meine. Sie stammen von Dreharbeiten der DEFA für einen DDR-Fernsehfilm im Jahr 1980. Der Film hieß „Chirurgus“ und es ging um die Anfänge der Charité in Berlin; erzählt wird die Geschichte vom Aufstieg des Barbiergesellen Schroth zum Chirurg. Beide Bilder sind während einer Drehpause entstanden – historisch gekleidete Kleindarsteller und Leute vom Filmstab stehen nebeneinander. Oben ist der Kutschstall zu sehen, der zu dieser Zeit als Großhandelslager für Obst und Gemüse diente. Es gibt bis heute Potsdamer, die sich an den Geruch nach gammeligen Kartoffeln zu dieser Zeit auf dem Neuen Markt erinnern können… Für den Film wurde hier eine Hinrichtungsszene gedreht, wie man unschwer erkennen kann.

Das untenstehende Bild ist sozusagen der „Gegenschuß“, man sieht im Hintergrund rechts am Ende des verbliebenen Stummels der Schwertfegerstraße den Plattenbau der Wasserwirtschaft, der mittlerweile abgerissen ist. Beide Fotos sind aus dem Bestand meiner Mutter, die damals als Filmarchitektin bei diesem Dreh dabei war.
Filmfotograf: Joachim Zillmer
Produktion: Uwe Klimeck, Regie: Peter Deutsch, Szenarium: Hans Pfeiffer, Kamera: Eberhard Borkmann, Szenenbild: Erich Krüllke, Filmarchitekten: Eberhard Kaatz, Christa Schulze. Darsteller: Dieter Mann, Gerd Blahuschek, Horst Schulze, Katrin Saß u.a.