Johannes Lepsius in Potsdam

90 Jahre sind seit dem Beginn des Völkermordes an den Armeniern vergangen

In den letzten Tagen hat ein Thema – nicht nur hier, sondern deutschlandweit – für Aufregung gesorgt, dem ich mehr und dauernde Aufmerksamkeit wünschte – allerdings aus anderem Anlaß:

„Im Schuljahr 2002 nahm das Bundesland Brandenburg, als erstes und zum ersten Mal in Deutschland, den Völkermord an den Armeniern in den Geschichtslehrplan auf. Das Beispiel hat keine Nachahmer gefunden, und seit Jahresbeginn ist der kleine Klammersatz zum Thema ‚Entgrenzung von Kriegen; Ausrottung und Völkermord (zum Beispiel Genozid an der armenischen Bevölkerung Kleinasiens)‘ gestrichen.“ Zitat FAZ vom 25.1.2005

Mittlerweile ist die Landesregierung zurückgerudert, die Umstände der Affäre sind, vorsichtig gesagt, unschön. Mehr Informationen zur aktuellen Entwicklung finden Sie hier, in der PNN von heute.

Das Thema gehört zu Potsdam: Am Fuße des Pfingstberges gibt es ein Haus, in dem von 1907 bis 1925 Pfarrer Johannes Lepsius lebte und das jetzt von einem Verein saniert wird: Es soll Dokumentations- und Erinnerungsstätte werden.

„Schon zu Lebzeiten ist der Pfarrer eine Legende. Im Jahr 1915 tritt er dem osmanischen Kriegsminister Enver Pascha in Konstantinopel gegenüber. Der Theologe bittet den Politiker, die Mordmaschinerie, die gegen die armenische Minderheit in Gang ist, in letzter Minute zu stoppen. Aber er hat keinen Erfolg. Als Anwalt der Armenier hat sich Lepsius schon früh einen Namen gemacht. Schon im Jahr 1896 reist der Sohn eines Orientexperten in die Armeniergebiete, um mehr über frühere Massaker an der Bevölkerung zu erfahren. (…) Bei seinen Reisen durch die Armenier-Gebiete notiert er, getarnt als Teppichhändler, Berichte von Augenzeugen, sammelt statistisches Material. Vermischt mit persönlichen Betrachtungen und polemischen Attacken gegen die Täter entsteht daraus die Dokumentation ‚Armenien und Europa‘, Untertitel: ‚Eine Anklage wider die christlichen Großmächte und ein Aufruf an das christliche Deutschland‘. Dem Auswärtigen Amt, um gute Beziehungen zum Osmanischen Reich bemüht, kommt das Buch damals höchst ungelegen.“

Zitat aus einem Artikel in chrismon, 2001

Mehr Informationen (Links) zum Thema:

Pressestimmen sowie Text der Sendung „Report Mainz“ aus dem Jahr 2001;

ein weiterer Artikel in der PNN – ebenfalls ganz aktuell von heute;

Website der Deutsch-Armenischen Gesellschaft, direkt zum Thema hier;

Website www.theforgotten.org, auch in deutscher Sprache (Flash-Animation)

Und für Lehrer, die auch nach anderen Quellen als den Vorlagen des Brandenburger Ministeriums suchen: www.teachgenocide.org – Tolerance Through Education (in englischer Sprache).