„Und wir machen in Kultur“

Die Männer – und damit sind ausnahmslos Ehemänner gemeint! – befahren den Mauerradweg. Und meine Gäste, die Ehefrauen, „machen in Kultur“ derweilen, wie sie selber sagen, und meinen damit eben eine Stadtführung mit mir.

Und das machen sie regelmäßig, mindestens einmal im Jahr: Dieser Kreis aus befreundeten Ehepaaren bereist verschiedene deutsche Regionen, und alle Beteiligten finden dabei etwas, was ihnen Freude macht. Hervorgegangen ist dieser Freundeskreis wohl aus der Zeit, als die Frauen sich mit ihren kleinen Kindern trafen – war es Babyschwimmen?

Diese Art von kleiner bis durchaus größerer Gruppe macht einen beträchtlichen Teil meiner Gäste aus und mich dabei sehr froh: Es ist so schön, auf diese Freundes-, Studien-, Kollegen- und Privatkreise zu treffen, die zum Teil schon seit Jahrzehnten ihre eigenen Rituale pflegen. Die miteinander verreisen, sich immer wieder treffen, und dabei doch immer Wert darauf legen, etwas Neues zu erfahren, sich zu bilden und/oder unterhalten zu werden, eine neue Sicht auf vielleicht schon Bekanntes zu bekommen. Einfach etwas, worüber man anschließend sprechen kann: Dit hätt’ste nich jedacht, wa! (Die Gruppe heute war aus Berlin!)

Wie schön es ist, für kurze Zeit in diesem erprobten Kreis geduldet zu werden; die eingeübten Reaktionen aufeinander mitzubekommen, an der durch alle Wetter gegangenen Verbundenheit teilzuhaben.

Und so ist es doch schon immer gewesen, nicht wahr: Die, die Geschichten erzählen können, die werden ans Feuer geladen, denen gibt man zu Essen und zu Trinken und läßt sie teilhaben an der eigenen Verbindung. Das ist das Privileg meines Berufes.