Das tapfere Zimbelkraut

Stadtführer sind nicht die einzigen, die mit offenen Augen durch ihre Stadt gehen – heute hatte ich Post von einem befreundeten Gärtner, der auch gleich noch ein Foto mitschickte:

„Ein ganz normales Mauerblümchen mit schöner Geschichte: 34 Jahre lang war der Stadtkanal meterdick zugeschüttet. 1965 verfüllt, 1999 bis 2001 wurde dann wieder ein Stück freigelegt und saniert. Kurz nach dem Aufbuddeln waren alle alten Fugen voller Zimbelkraut. Die Samen müssen zu tausenden tief verdeckt gelegen haben, keimten und wuchsen explosionsartig zu großen blühenden Polstern heran. Es war ein gigantischer Anblick in dem mürben, muffigen Mauerwerk. Ein Bekannter meinte: ‚Ja, ja. Die ölhaltigen Samen…‘

Die anschließende Sanierung haben die Pflanzen nicht überstanden. Jetzt, neun Jahre später, war das Zimbelkraut wieder da. Ein Prachtexemplar. Ganz allein. Reichlich blühend und festgekrallt in allen Fugen, die die Triebe übersponnen hatten.“