Moosbeerensaft zum Kosakentopf

In der Russischen Kolonie Alexandrowka etwas anderes als russische Küche zu erwarten, fällt einem wohl nicht ein. Daß es überhaupt ein Restaurant hier gibt, ist aber durchaus ungewöhnlich und letzten Endes nur der Kompromißfähigkeit des Denkmalschutzes zu danken. Das sogenannte Aufseherhaus der Kolonie, Alexandrowka Nr. 1, war für eine gastronomische Umnutzung sicher noch am besten geeignet, verlangt aber besonders vom Koch des Hauses hingebungsvolle Liebe zum Beruf. Anders gesagt, meine Küche ist bedeutend größer. Für die Gäste gibt es dabei nur eine Einschränkung (oder auch Vorteil, je nachdem): In den beiden kleinen Gasträumen darf nicht geraucht werden. Raucher, die gar nicht anders können, müssen rausgehen oder auf den Sommer warten, dann sitzt man auch sehr schön im Garten hinterm Haus.

der kleinere der zwei Gasträume des Restaurants

Es läßt sich hier sehr angenehm und ausgiebig Wodka trinken, gern einhundertgrammweise, weil dazu immer Brot und Speck und saure Gurken serviert werden, was die Aufnahmefähigkeit doch sehr steigert und der oft unterschlagene Aspekt der legendären russischen Trinkfestigkeit ist. Es wäre aber doch schade um die Blinis mit Schmand und Kaviar, um die Fisch- oder Sauerkrautsuppe, um die gefüllten Pelmeni – auch in der vegetarischen Variante, den Kosakentopf (von artgerecht gehaltenen Kosaken, ähem) und um das Moskauer Eis natürlich. Um nur das zu nennen, was wir zu viert neulich zu uns nahmen. Es sei davor gewarnt, als einzelne Person zu viel Ehrgeiz zu entwickeln und ein Drei-Gänge-Menü zu sich nehmen zu wollen – es ist schlicht zu viel, auch wenn die Portionen so groß gar nicht wirken. Aber für die Leichtigkeit der Zutaten ist die russische Küche eben nicht wirklich bekannt, oder?

Dazu Moosbeerensaft oder Kwas, Tee vom Samowar oder Pinot Noir aus Moldawien – das gibt es, man glaubt es kaum – und hinterher dann doch Wodka natürlich; mit der Rechnung kommt noch Konfekt, das berühmte. Brot und Kuchen werden hier selbstgebacken, der Service ist sehr nett, aber nicht aufdringlich, natürlich zweisprachig, und man sitzt bei russischer Musik sehr intim in authentischen Räumen. Kitschig? Na, ich würde das doch authentisch nennen, nicht wahr?!

Besonderes Angebot ist die „Russische Festtafel“ für Gesellschaften – auf Vorbestellung und, wenn gewünscht, mit handgemachter Musik. Wie man hört besonders beliebt für die nicht zu große Firmenweihnachtsfeier für Belegschaften, die vorher drei Wochen gefastet haben…

Vorspeisen zwischen 5 und 9 Euro, Hauptgerichte, auch von der wechselnden Jahreszeiten-Karte ab 10 Euro, ein kleiner Wodka 2,50 Euro.

Alexandrowka 1

Russische Kolonie Haus 1

Telefon: 0331-20 06 478

Mail: gast@sakuska.de

Website: www.alexandrowka-haus1.de

Dienstag bis Sonntag ab 11.30 Uhr geöffnet

das Konfekt kommt mit der Rechnung